
Der Tod in Rom - Kostenlose Archiv-Audioinhalte
Autor(en): Wolfgang Koeppen
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German Public Radio
Der Tod in Rom
ein Hörspiel von Wolfgang Koeppen, hr - SWR - WDR 2009
200 Min.
Regie: Leonhard Koppelmann
Bearbeitung: Leonhard Koppelmann
Musik: Hermann Kretzschmar
Mit: Wolfgang Pregler, Sebastian Blomberg, Thomas Thieme, Susanne Barth, Markus Meyer, Peter Fitz, Regine Vergeen, Felix von Manteuffel, Nina Petri, Falilou Seck, Sebastian Schindegger, Friederike Ott, Frank Heckel
""Der Tod in Rom", erschienen 1954, ist Wolfgang Koeppens dritter Roman seiner posthum betitelten "Trilogie des Scheiterns", in der er die mentale Struktur eines Lebens in der Bundesrepublik nach dem Ende des Faschismus beschreibt. Auch in diesem Werk nutzt Koeppen konsequent die der literarischen Moderne der 1920er Jahre verpflichteten formalen Mittel wie Introspektion, Montage und ErzĂ€hlerreflexion. Italien gilt seit Goethe und Thomas Mann als Fluchtpunkt deutscher KĂŒnstlerseelen, dem heimischen Muff zu entfliehen und humanistisch-antike Traditionen mit enthemmter SexualitĂ€t unter heiterer Sonne zu vereinen. In "Der Tod in Rom" wird Rom hingegen zur Kulisse einer tödlichen GespenstersĂ©ance: Hier treffen sich Anfang der 1950er Jahre, im vollsten Glanze der Wiederaufbauphase unter Adenauer, die Zweige einer deutschen Familie. Ihre Abkömmlinge sind als Opfer, MitlĂ€ufer und TĂ€ter tief verstrickt in die Zeit des Faschismus. Und die damals gerufenen Geister gestatten gerade in der ewigen Stadt keinen Neubeginn, kein Entkommen. Koeppen entwirft auch hier ein Panoptikum verschiedener Charaktere, die einen Querschnitt deutscher Seelenlandschaft widerspiegeln: Der junge, homosexuelle Komponist Siegfried Pfaffrath reist nach Rom zur UrauffĂŒhrung seiner Symphonie, die die Tradition der "entarteten Musik" von Arnold Schönbergs Zwölftonreihen fortschreibt. Sein WohltĂ€ter ist ein Emigrantenehepaar. In Rom findet sich auch Siegfrieds Onkel Gottlieb Judejahn ein, der es, aus kleinen VerhĂ€ltnissen stammend, zum SS-General gebracht hatte und in NĂŒrnberg in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Das Konzert fĂŒhrt die Familie zusammen: Siegfried, Judejahn und dessen Sohn, einen Priesterseminaristen, sowie Siegfrieds Eltern, die als MitlĂ€ufer die Vorteile der Nazidiktatur zu nutzen wussten. Koeppens Personenpartitur kulminiert am Ende in einem dissonanten Kollaps der GefĂŒhle und Existenzen."
Wolfgang Koeppen, geboren 1906 in Greifswald, gestorben 1996 in MĂŒnchen, erhielt 1962 den Georg-BĂŒchner-Preis.
«Auch diese Geschichte Wolfgang Koeppens erzĂ€hlt wieder eines der eher unliebsamen Themen, die so gar nicht in die oft gloriefizierte Zeit des Aufbaus der Bundesrepublik passen. Auch hier sind es wieder die nicht restlos aufgearbeiteten BezĂŒge ins Dritte Reich, die hier im Mittelpunkt stehen.
Es personifiziert sich in der Figur des Judejahn, der hier glÀnzend von Thomas Thieme interpretiert wird. Ihm gelingt es, der Bösartigkeit der Figur allein schon mittels der Stimmfarbe Ausdruck zu verleihen.
Das verdrÀngt fast die guten Leistungen des restlichen Ensembles aus dem Blickfeld.
Leonhard Koppelmann hat den Roman fĂŒr den Funk bearbeitet und inszeniert. Es ist ihm gelungen, die AtmosphĂ€re der Vorlage einzufangen und zu transportieren. UnterstĂŒtzt wird dies durch die permanent unterlegte Musik Hermann Kretschmars. Allerdings gibt diese Art der Untermaltung dem StĂŒck diesen oft kritisierten kĂŒnstlerischen Touch, auf den manche Hörer im Hörspiel gerne verzichten wĂŒrden. Allerdings muss man hier zugestehen, dass es hier - auch aufgrund der besonderen Darstellungsform - sehr passend ist.
Die Umsetzung wirkt mehr wie eine inszenierte Lesung. Die ErzÀhltexte werden meist nur von einzelnen SÀtzen der Figuren unterbrochen. Echte Dialoge sind eher selten. Das macht das Hörspiel etwas werkgetreuer, lÀuft aber ein wenig dem Hörfluss zuwider.
Die Produktion ĂŒberzeugt in punkto Inhalt und Sprecherleistung. Allerdings ist die Darstellung schon eher speziell und wird wohl nicht jeden Hörer ansprechen. Wer sich auf diese Produktion jedoch einlassen kann, der wird mit 160 Minuten einer sehr dĂŒsteren und packenden Geschichte belohnt.»
Hörspiel des Monats Mai 2009
hr-2 Hörbuchbestenliste Mai 2009
Ursendung: 03.05.2009